Achtung Blendgefahr! Die Region Kananaskis liegt nur eine gute Autostunde von Calgary entfernt in den Rocky Mountains – und gilt immer noch als Geheimtipp. Im Herbst explodieren dort dank der vielen Lärchenhaine die Farben. Es ist ein Paradies für Wanderer und Spaziergänger! Besucher können in Kananaskis viele leicht mit dem Auto oder Wohnmobil zugängliche Trails mit Lärchen-Garantie finden. Zu den einfacheren Touren gehört zum Beispiel der Arethusa Cirque Trail (4,5 Kilometer) im Peter Lougheed Provincial Park. Wer es sportlicher mag, der wählt den Burstall Pass Trail (16 Kilometer), eine spektakuläre alpine Hochebene in rot-braunen Farben. Die gelben und goldenen Nadelbäume am Chester Lake (9,5 Kilometer) geben sich besonders hübsch, wenn die ersten Schneeflocken gefallen sind. Auf geht's!
Wenn in der Sub-Arktis der Herbst Einzug hält, dann verwandelt sich die Tundra in einen Teppich aus bunten Farben. Wie eine riesigen Steppdecke überziehen die dunkelroten, braunen und orangen Busch- und Weidengewächse die geschwungenen Landschaften des Nordens. Besonders beeindruckend ist das Naturschauspiel im Tombstone Territorial Park im Yukon. Der Park wird wegen seiner zerklüfteten Gipfel aus schwarzem Granit oftmals als das „Patagonien des Nordens“ bezeichnet. Er liegt etwa 120 Kilometer nordöstlich von Dawson City und kann mit dem Auto über den Dempster Highway erreicht werden. Der Herbst beginnt wegen der nördlichen Lage recht früh, etwa ab Ende August oder Anfang September. Im Park hat es wunderbare Campsites für die Nacht und auch Nordlichter flimmern häufig!
Auf einmal hüpft der Lachs aus dem Wasser. Er wedelt kraftvoll mit seiner Schwanzflosse und wirbelt das flache Flusswasser auf. Hunderte seiner Artgenossen tun es ihm gleich. Die Bühne der Natur steht im Goldstream Provincial Park einige Kilometer außerhalb von Victoria, der Provinzhauptstadt von British Columbia. Die Lachswanderung beginnt dort gewöhnliche Ende Oktober und dauert bis Ende November. Dabei kehren die Lachse vom Pazifischen Ozean, wo sie ihr Erwachsenenleben verbringen, über einige Fjorde und den Goldstream River zu dem Ort ihrer Geburt zurück, um dort abzulaichen und zu sterben. Auf Spazierwegen und Aussichtsplattformen können Besucher das Ritual beobachten! Wildhüter dokumentieren in einem kleinen Besucherzentrum täglich die Zahl der zurückgekehrten Lachse. Was für ein Naturschauspiel!
Es stürmt. Das Meer ist aufgewühlt und voller Schaumkronen. Meterhohe Brecher rollen auf das Ufer zu und zerbersten mit einem lauten Krachen an den Klippen. Wie Streichhölzer zerbrechen die mächtigen Stämme an den Felsen. Rund um die Ortschaften Tofino und Ucluelet an der pazifischen Westküste von Vancouver Island ist im Herbst Sturm-Saison. Die Natur ist rau, ungezähmt, wild. Es ist ein Elementarerlebnis, eine Art Öko-Krimi live. Die Kanadier nennen es „Stormwatching“. Die Saison beginnt meist im Oktober und reicht bis in den Winter. Aussichtsplattformen und Holzbohlenwege im Pacific Rim National Park bieten Sturmguckern einen sicheren Blick auf das Wettergeschehen. Wanderungen entlang der kilometerlangen Strände sind eine Wucht. Gummistiefel und Regenjacken nicht vergessen!
Vor ein paar Jahren waren Joost und Pieter auf Urlaub in Jasper in den Rocky Mountains. Dort gefiel es den beiden Niederländern so gut, dass sie sich entschieden, einfach dort zu bleiben. In Europa hatten sie zuvor als Schauspieler, Regisseure und Moderatoren gearbeitet. Diese Talente brachten sie mit nach Kanada und gründeten in Jasper ihre eigene Zwei-Mann-Produktionsfirma. Seitdem stehen Joost und Pieter im Sommer von Mai bis September abends auf der Bühne der Lobstick Lodge in Jasper und unterhalten ihre Gäste mit der Komödie „From Jasper with Love“. In dem rund einstündigen Programm nehmen sie die Besucher auf augenzwinkernde Art und Weise mit in die Berge und erklären ihnen, warum man sich so leicht in das Nationalparkdorf Jasper verlieben kann. Dabei lassen sie die Zuschauer an ihrem ersten Campingabenteuer teilhaben, helfen dem verzweifelten Hirsch Eddie aus einer Lebenskrise und berichten von ihren Begegnungen mit den wilden Tieren im Park. Die Shows sind familienfreundlich und auch für Kinder geeignet. Auch Tourgruppen werden gerne gesehen.
Lauralee Ledrew vom Volk der Mi’kmaq lebt auf einem Bauernhof im Westen von Neufundland. Auf ihrer Farm Upper Humber Settlement baut sie nicht nur Ökogemüse und Kräuter an, sondern bietet Reisenden auch einen einmaligen Einblick in die Küche und Heilkunst der First Nations. Auf ihren zweistündigen Touren lernen Gäste Rezepte, Zutaten und Kräuter kennen, die von den Mi’kmaq schon seit Jahrtausenden zum Kochen oder für medizinische Zwecke verwendet werden. Ledrew spricht auch über die Wirkung von Medizinrädern – einer ganzheitlich-spirituellen Form des Heilens, die bei vielen First Nations bis heute eine Rolle spielt. Die Kreisform des Medizinrades steht für die Vernetzung aller Aspekte des Seins, einschließlich der Verbindung mit der natürlichen Welt, und beinhaltet physische, emotionale, mentale und spirituelle Aspekte. Das Upper Humber Settlement liegt in Cormack unweit des zum Weltkulturerbe gehörenden Gros Morne National Park.
Das Volk der Huron-Wendat gehört zu den Pionieren des indigenen Tourismus. In Wendake nahe Québec City betreiben deren Angehörige seit Jahren ein erfolgreiches Hotel, Museum und Kulturzentrum. Unweit davon findet jetzt ein besonderes Lichtspektakel statt. Die Québecer Firma Moment Factory hat dafür den 1,2 Kilometer langen, illuminierten Spazierweg Onhwa' Lumina geschaffen, der Besucher bei Dunkelheit in die Welt und Mystik der First Nations entführt. Das immersive Multimedia-Erlebnis lädt mithilfe von Licht-, Ton- und Videoprojektionen zu einem verzaubernden Abendspaziergang durch den Wald ein. Dieser beginnt bei Einbruch der Dunkelheit in einem symbolischen Kreis. Er führt weiter über den Rücken einer Schildkröte, durch das Innere eines Langhauses, durch ein Dorf und zu den Sternen. Entlang des Weges wird die Sprache der Huron-Wendat vorgestellt, während Geschichten im Licht erzählt und von Liedern begleitet werden.
Wer in der Nähe des berühmten Algonquin Park in Ontario unterwegs ist, der sollte beim Madawaska Kanu Centre unweit von Barry’s Bay vorbeischauen. Seit dem Frühjahr werden in dem populären Kanu-, Kajak- und Raftingzentrum indigen-geführte Touren angeboten, bei denen Besucher mehr über die faszinierende Kultur der lokalen Madaoueskarini Algonquin First Nation erfahren können. Die Touren leitet die Kulturbotschafterin Christine Luckasavitch. Sie besitzt die Tourfirma Waaseyaa Cultural Tours, was übersetzt so viel heißt wie „helles Licht“. Die Historikerin ist stolz auf ihr indigenes Erbe. Auf zweistündigen Spaziergängen durch die Seen-, Fluss- und Waldlandschaften Ontarios gibt sie ihr Wissen und ihre Erfahrungen weiter. Sie berichtet unter anderem über die Geschichte ihres Volkes und den Bau traditioneller Birken-Kanus. Auf Wunsch geht sie mit ihren Gästen auch Kräuter sammeln. Prädikat: wertvoll!
Perlenstickerei hat eine sehr lange Tradition unter den indigenen Völkern Kanadas. Seit mindestens 8.000 Jahren verwenden die Ureinwohner Nordamerikas Perlen für Schmuckstücke, Design oder den Handel. Unter der Leitung von Melanie Gamache, einer Kunsthandwerkerin aus Manitoba vom Volk der Métis, können Besucher diese wunderbare Fertigkeit jetzt erlernen. Die Workshops finden an einem großen Tisch statt, so dass während der Kurse überlieferte Geschichten erzählt werden können. Anfänger sticken zum Beispiel Blumen auf einen Tabakbeutel aus Stoff, während erfahrene Perlensticker einen ledernen Medizinbeutel, Handschuhe oder Mokassins anfertigen können. Besuchern wird die Kunst des Perlenstickens und Fingerwebens dabei samt seiner kulturellen und historischen Bedeutung für die Métis vermittelt. Teilnehmer finden Gamaches Firma Borealis Beading in der Ortschaft Ste-Geneviève etwa 45 Minuten außerhalb von Winnipeg.
Folgen Sie uns: